Kategorie: Allgemein
Melkpause
Wir konnten bis am 23. November die Weide bestossen. Danach ging die Milchleistung abrupt hinunter, bis wir am 8. Dezember alle Kühe in die wohlverdiente Melkpause liessen. Auch wenn ein paar Kühe erst anfangs April kalben werden, stellen wir alle miteinander trocken. Durch das verfüttern von Ökoheu geben sie nicht mehr viel Milch, wir verzichten seit 2014 auf antibiotische Behandlungen beim Euter, also auch beim Trockenstellen. Mit homöopathischen Mitteln wird das Trockenstellen zusätzlich unterstützt.
Die Melkpause nutzen wir um den Melkstand mit dem Hochdruckreiniger zu waschen, gefolgt auf die jährlichen Büroarbeiten ende Jahr und Buchhaltungsvorbereitung für den Abschluss. Und natürlich die Zeit mit den Kindern und Freunden zu geniessen, und länger zu Schlafen 😉
Ich freue mich jeweils sehr auf die Melkpause, im Wissen, dass ich mich ende Januar wieder auf die Kalbersaison freuen werde! Dies ist mein letzter Blogbeitrag, ich wünsche euch gute Gesundheit in der Familie und bei den Tieren!
Herbstweide
Am 25.8.2023 haben wir Hafer-Wicke-Erbs und eine einjährige schnellwachsende Mischung direkt in die Weide gesät. Ich erhoffte mir einen knielangen Bestand für die Herbstweide. Auf dem Bild oben ist das Resultat ersichtlich... Leider hat es nach der Saat nicht geregnet und erst ende Oktober sah man die Saatreihen. Diese Parzelle wird nun stückweise beweidet. Die Kühe geben noch rund 10l, wobei die Differenz zwischen den Erstlaktierenden (ca. 5l) und den älteren Kühen (ca. 15l) relativ hoch ist.
Wir Melken jetzt noch solange die Weide her gibt und wir noch eher besseres Bodenheu haben, danach werden wir die Kühe galt lassen.
Die Rinder kommen nach der Alp auf die Ökoflächen, welche nicht arrondiert sind. Danach werden wir sie nach Hause holen und in die Herde der Milchkühe integrieren. Dieses Jahr können sie bis ende November draussen bleiben.
Da wir kein Silo machen können ist es eine gute und günstige Variante das Herbstgras zu verwerten. Die Heuerntemaschinen können somit anfangs September eingewintert werden. Die arrondierten Flächen werden alle mit den Milchkühen bestossen.
Herbsttagung der IG Weidemilch zum Thema Blähen
Am vergangenen Donnerstag trafen sich die Mitglieder der IG Weidemilch und interessierte Praktiker auf dem Betrieb von Raphael Etteriln und Luisa Rusca oberhalb von Muri im Kanton Aargau zur Herbsttagung.
Kaum einem Milchbauern mit hohem Weideanteil wurde noch nie mit diesem Problem das vor allem im Frühjahr und Herbst auftritt, konfrontiert. Entsprechen gross war das Interesse an der Veranstaltung.
Den Start machte Sean Chupp, Weideberater von LIC Europe, mit einem Videovortrag.
LIC ist eine neuseeländische landwirtschaftliche Genossenschaft sich neben dem Vertrieb von Weidegenetik auch zur Verbesserung der Produktivität einsetzt. So hörten wir das kleereiche, schnell gewachsene (z.B. bei Regen nach einer Trockenheitsphase) Bestände am gefährlichsten im Bezug auf eine schaumige Blähung sind. Es wurden verschiedene Massnahmen und Forschungsergebnisse aufgezeigt wie präventiv das Risiko gemindert werden kann:
Keine hungrigen Kühe auf «gefährliche» Weidekoppeln lassen
Kühe gut beobachten
Altere Bestände weiden
Mehrmals täglich kleine Portionen geben und die Tiere die ganze Pflanze fressen lassen
Zufütterung von 2-3 kg Heu oder Silage
Mischungen im Grasbestand verändern mit Einsaat von Tannin haltigen Pflanzen (z.B. Chicoree)
Mit zur Blähung neigenden Kühen nicht weiterzüchten
Professionell übersetzt aus dem englischen wurde der Vortrag vom Vorstandsmitglied Ana Burger.
Nach einer Diskussionsrunde wurden Fragen direkt vom live zugeschalteten Weideberater beantwortet.
Der zweite Teil bestand aus einem Workshop der anwesenden Landwirte, geleitet von Weidefachmann Remo Petermann vom BBZN Schüpfheim. Auf Flipcharts Wänden trugen die Milchviehhalter ihre eigenen Erfahrungen zu den Faktoren Prävention, Pflanzenbestand, Zufütterung, Düngung, Jahreszeit und Genetik ein.
In der Zusammenfassung und Diskussion untereinander ergab sich ein gutes Abbild der momentanen Situation auf den Weidebetrieben und wo noch Verbesserungen möglich sind. Eine Arbeitsgruppe der IG Weidemilch wird sich in Zukunft dem Thema Blähen widmen. Alle Anwesenden waren sich einig, dass ein in der Schweiz zugelassenes Blähmittel den Landwirten zur Verfügung stehen sollte. Dies würde entscheidend zur Entschärfung des Problems beitragen.
Gestärkt vom selber mitgebrachten Picknick und der von der Familie Etterlin-Rusca offerierten Polenta ging es nach dem Mittagessen auf den Betriebsrundgang.
Raphael Etterlin und Luisa Rusca bewirtschaften zusammen mit zwei Lernenden den Betrieb Langenmatt mit 46 ha Nutzfläche.
Neben 200 Schweinemastplätzen und etwas Ackerbau bildet die Milchproduktion mit 74 Milchkühen den Hauptbetriebszweig. Die Milchkühe und Rinder kalben saisonal im Frühjahr und fressen während der Vegetationsperiode ausschliesslich Weidegras. Der Vollweidebetrieb setzt beim Weidesystem auf Umtriebs Weide mit über 30 Koppeln. Die Herde ist bunt gemischt, es werden Tiere der Rassen Kiwicross, Swiss Fleckvieh, Red Holstein, Holstein, Norwegisch Rotbunt, Jersey und Kreuzungstiere gehalten.
Durch die Ausdehnung der Weidefläche mit Kunstwiesen und somit einem höheren Kleeanteil kam es ab 2022 zu Problemen mit geblähten Kühen und Rindern. Neben dem guten Beobachten in heiklen Phasen, wird auf dem Betrieb Etterlin / Rusca dem Blähen mit folgender Massnahme entgegengewirkt:
Die Tiere beweiden nicht nur eine Tages- und Nachtkoppel, sondern der Tagesbedarf an Weidegras wird in 3 Portionen verabreicht. Damit der Arbeitsaufwand nicht ansteigt geschieht der Wechsel in die nächste Koppel automatisch. Zeitgesteuert, löst sich die Zaunlitze die zur Unterteilung der einzelnen Portionen gespannt wird und sie fällt zu Boden. Die Weidegewohnten Tiere bewegen sich in das frische Gras der neuen Koppel und beginnen zu fressen.
So wird verhindert das die Kühe in den ersten Stunden nicht nur feine Blätter fressen, sondern die ganze Pflanze.
Herzlichen dank Raphael Etterlin und Luisa Rusca für den Einblick in ihren Betrieb und die grosse Gastfreundschaft.
IG Weidemilch
Peter Trachsel
Übersaat oder was…?
Die schwierigen Weidebedingungen der letzten zwei Jahre haben sich negativ auf den Pflanzenbestand ausgewirkt. Nach dem Regen haben sich die Weiden wieder erholt, es ist grün. Aber grün heisst nicht, dass auch das wächst was wir wollen. Letztes Jahr 2022 war der Sommer trockener und die guten Gräser wurden verbrannt. Nach dem nassen Frühling mit einigen Trittschäden und dem wieder trockenen Sommer 23 hat sich der Bestand zusehends verschlechtert. Erst im August 23 traten Amaranth und Melden auf, welche wir jetzt zwei Mal geschnitten haben.
Die Nordseite, die Mähweiden und flachen Weiden haben sich gut erholt. Dort haben wir teils eine Übersaat mit dem Hatzenbichler gemacht: ein Striegel mit einem Krummenacher Sägerat und eine kleine Walze .
Vor allem der Südhang sieht schlecht aus. Dort versuchen wir jetzt ein paar Sachen aus:
- Für die Futtergewinnung im Herbst zum Weiden haben wir eine Hafer-Wicke-Erbs Mischung mit der Vredo direkt in die bestehende Weide gesät. Leider wurde die Erbs zu wenig eingeschlitzt und lag teils oben auf. Wir werden sehen wie das Ergebnis wird.
- Im weiteren wurde eine einjährige Mischung bestehend aus Klee und Raigras eingesät, auch damit es im späten Herbst noch beweidet werden kann. Die Kühe weiden auf diesen Flächen nun nicht mehr.
- Weideaufwertung mit einer klassischen Übersaatmischung mit der Vredo gesät, dort sind die Kühe immer noch drin.
- Mitte Oktober werden wir dann eine GPS Mischung direkt in den Südhang mit einer Direktsämaschine säen lassen. Anfangs Sommer wird dann entschieden ob wir es weiden oder wachsen lassen und vor der Teigreife mähen und zu Würfel verarbeiten lassen.
Wir möchten schauen ob ein Zwischenfutter direkt in die Weide eingesät und für die Kühe als Weide genutzt werden kann. Bei der Nordseite mit einer guten geschlossenen Grasnarbe macht das wenig Sinn. Im Südhang möchten wir aber nicht pflügen und auch nicht mit Glyphos den Bestand abspritzen, deshalb versuchen wir es jetzt einmal so. Analog Gabe Brown aus dem Buch: "aus toten Böden wird fruchtbare Erde"... ich werde erzählen wie es weiterging! Bis jetzt sieht es überall schön aus (ausser dir Erbs) und wir hoffen weiterhin auf Wasser.