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Am vergangenen Donnerstag trafen sich die Mitglieder der IG Weidemilch und interessierte Praktiker auf dem Betrieb von Raphael Etteriln und Luisa Rusca oberhalb von Muri im Kanton Aargau zur Herbsttagung.

Kaum einem Milchbauern mit hohem Weideanteil wurde noch nie mit diesem Problem das vor allem im Frühjahr und Herbst auftritt, konfrontiert. Entsprechen gross war das Interesse an der Veranstaltung.

Den Start machte Sean Chupp, Weideberater von LIC Europe, mit einem Videovortrag.

LIC ist eine neuseeländische landwirtschaftliche Genossenschaft sich neben dem Vertrieb von Weidegenetik auch zur Verbesserung der Produktivität einsetzt. So hörten wir das kleereiche, schnell gewachsene (z.B. bei Regen nach einer Trockenheitsphase) Bestände am gefährlichsten im Bezug auf eine schaumige Blähung sind. Es wurden verschiedene Massnahmen und Forschungsergebnisse aufgezeigt wie präventiv das Risiko gemindert werden kann:

Keine hungrigen Kühe auf «gefährliche» Weidekoppeln lassen

Kühe gut beobachten

Altere Bestände weiden

Mehrmals täglich kleine Portionen geben und die Tiere die ganze Pflanze fressen lassen

Zufütterung von 2-3 kg Heu oder Silage

Mischungen im Grasbestand verändern mit Einsaat von Tannin haltigen Pflanzen (z.B. Chicoree)

Mit zur Blähung neigenden Kühen nicht weiterzüchten

Professionell übersetzt aus dem englischen wurde der Vortrag vom Vorstandsmitglied Ana Burger.

Nach einer Diskussionsrunde wurden Fragen direkt vom live zugeschalteten Weideberater beantwortet.

Der zweite Teil bestand aus einem Workshop der anwesenden Landwirte, geleitet von Weidefachmann Remo Petermann vom BBZN Schüpfheim. Auf Flipcharts Wänden trugen die Milchviehhalter ihre eigenen Erfahrungen zu den Faktoren Prävention, Pflanzenbestand, Zufütterung, Düngung, Jahreszeit und Genetik ein.

In der Zusammenfassung und Diskussion untereinander ergab sich ein gutes Abbild der momentanen Situation auf den Weidebetrieben und wo noch Verbesserungen möglich sind. Eine Arbeitsgruppe der IG Weidemilch wird sich in Zukunft dem Thema Blähen widmen. Alle Anwesenden waren sich einig, dass ein in der Schweiz zugelassenes Blähmittel den Landwirten zur Verfügung stehen sollte. Dies würde entscheidend zur Entschärfung des Problems beitragen.  

Gestärkt vom selber mitgebrachten Picknick und der von der Familie Etterlin-Rusca offerierten Polenta ging es nach dem Mittagessen auf den Betriebsrundgang.

Raphael Etterlin und Luisa Rusca bewirtschaften zusammen mit zwei Lernenden den Betrieb Langenmatt mit 46 ha Nutzfläche.

Neben 200 Schweinemastplätzen und etwas Ackerbau bildet die Milchproduktion mit 74 Milchkühen den Hauptbetriebszweig. Die Milchkühe und Rinder kalben saisonal im Frühjahr und fressen während der Vegetationsperiode ausschliesslich Weidegras. Der Vollweidebetrieb setzt beim Weidesystem auf Umtriebs Weide mit über 30 Koppeln. Die Herde ist bunt gemischt, es werden Tiere der Rassen Kiwicross, Swiss Fleckvieh, Red Holstein, Holstein, Norwegisch Rotbunt, Jersey und Kreuzungstiere gehalten.

Durch die Ausdehnung der Weidefläche mit Kunstwiesen und somit einem höheren Kleeanteil kam es ab 2022 zu Problemen mit geblähten Kühen und Rindern. Neben dem guten Beobachten in heiklen Phasen, wird auf dem Betrieb Etterlin / Rusca dem Blähen mit folgender Massnahme entgegengewirkt:

Die Tiere beweiden nicht nur eine Tages- und Nachtkoppel, sondern der Tagesbedarf an Weidegras wird in 3 Portionen verabreicht. Damit der Arbeitsaufwand nicht ansteigt geschieht der Wechsel in die nächste Koppel automatisch. Zeitgesteuert, löst sich die Zaunlitze die zur Unterteilung der einzelnen Portionen gespannt wird und sie fällt zu Boden. Die Weidegewohnten Tiere bewegen sich in das frische Gras der neuen Koppel und beginnen zu fressen.

So wird verhindert das die Kühe in den ersten Stunden nicht nur feine Blätter fressen, sondern die ganze Pflanze.

Herzlichen dank Raphael Etterlin und Luisa Rusca für den Einblick in ihren Betrieb und die grosse Gastfreundschaft.

IG Weidemilch

Peter Trachsel

Frühjahrstagung der IG – Weidemilch auf dem Betrieb von Pascal Bühlmann


Am Donnerstag, den 30. März 23 trafen sich Mitglieder und Interessierte auf dem Betrieb von Pascal Bühlmann in Rothenburg. André Bernet, Mitglied der Geschäftsleitung ZMP hat an diesem Anlass das Projekt «KlimaStaR Milch» vorgestellt, das zum Ziel hat, die Treibhausgasemissionen aus der landwirtschaftlichen Milchproduktion zu reduzieren. An diesem Projekt beteiligen sich über 200 Milchviehbetriebe, darunter auch der Betrieb Bühlmann.

Reduktion der Treibhausgasemissionen (THG) aus der landwirtschaftlichen Milchproduktion

Milchproduzenten von Vollweidebetrieben oder von Betrieben mit grossem Weideanteil füttern während der Vegetation primär Weidegras. Änderungen der Futterration sind aus diesem Grund nur beschränkt möglich und damit auch die Reduktion der Emissionen von Treibhausgasen (THG) über die Fütterung. Die Ausführungen von Andre Bernet am Vormittag der Tagung waren deshalb von besonderem Interesse für die Mitglieder der IG-Weidemilch. Das Projekt ist erfolgreich gestartet, aber sehr aufwendig in Bezug auf die Datenerhebung und die grossen Datenmengen die verarbeitet werden müssen. Nach dem ersten Jahr kann festgestellt werden, dass die Ziele bei Nahrungsmittel-/Flächenkonkurrenz eher erreicht werden als bei der Reduktion der Treibhausgas-Emissionen, welche auch anspruchsvoller in der Umsetzung sind.

Der Landwirtschaftsbetrieb von Pascal Bühlmann
Nach dem gemeinsamen Mittagessen führte Pascal Bühlmann die zahlreichen Teilnehmer durch den Betrieb.  Er hat den Betrieb auf den 1. Januar dieses Jahres von seinem Vater Markus übernommen. Zusammen mit einem Lehrling im 3. Lehrjahr besteht das Team damit aus 3 Arbeitskräften. Auf einer Betriebsfläche von 30 ha werden 64 Milchkühe, Kreuzungstiere der Rassen Kiwicross, NZ Friesian und Norwegische Rotbunte und deren Aufzucht gehalten.

Der zweite wichtige Betriebszweig ist die Schweinezucht.

Vater Markus Bühlmann hat seine Milchkuhherde vor 23 Jahren auf saisonale Vollweide umgestellt und seither gezielt Weidegenetik eingesetzt. Ein zentraler Faktor in diesem Produktionssystem ist die Fruchtbarkeit der Herde. Das Erstkalbealter der Rinder liegt bei 24 Monaten. Danach soll die Kuh jedes Jahr im Februar/März wieder kalben. Weitere wichtige Merkmale einer effizienten Weidekuh sind das geringe Gewicht der Kühe und die lange Nutzungsdauer. Diese liegt auf dem Betrieb Bühlmann bei knapp 6 Laktationen.

Herzlichen Dank allen Teilnehmern und Referenten und der Familie Bühlmann für die Einblicke in den Betrieb und die Gastfreundschaft.

IG Weidemilch, Peter Trachsel

Sehr steile Flächen, in Kombination mit Vollweide und einem Melkroboter - so lässt sich die Milchviehhaltung auf dem Betrieb von Kilian und Ignaz Aregger in Willisau beschreiben.

Diese natürlichen Voraussetzungen, erfolgreich mit ihrer Betriebsstrategie umgesetzt, waren das Thema der gut besuchten Sommertagung 2022 der IG Weidemilch.

Areggers haben ihr Weidesystem mit Portionsweide auch nach dem Ersatz des Butterfly Melkstandes durch einen Melkroboter nicht geändert.

So öffnet sich das Weidetor in den frühen Morgenstunden selbstständig und die 50 Tiere gelangen über Weidewege zur Tageskoppel. Die Grösse der Koppel wurde am Vortag anhand der Aufwuchshöhe und dem Tierbesatz eingeteilt. Bei Bedarf wird die Koppel während dem Weidegang noch erweitert. Nach ca. 5 Stunden Fresszeit wird die Kiwicross Kreuzungsherde in den Stall getrieben, wo der Roboter die Melkarbeit übernimmt.

Am späten Nachmittag, alle Kühe sind gemolken, öffnet sich das Weidetor erneut. Wiederum gelangen die Tiere auf eine frisch zugeteilte Koppel wo sie sich bis zum eindunkeln sattfressen können. Die Nacht durch verbringen die Kühe im Stall, wo der Melkroboter die zweite Melkung vornimmt.

Das von Areggers angewante System hat viele Vorteile:

Eine hohe Grundfutteraufnahme, mit täglich zwei frischen Weidekoppeln. Ruhige Herde.

Auf den steilen Flächen werden überdüngte Lägerstellen vermieden, da sich die Kühe primär zum fressen auf den Weiden aufhalten.

Tagsüber, bei hohenTemperaturen sind die Milchkühe im kühlen, gut durchlüfteten Stall.

Bei nassen Bodenverhältnissen sind die Trittschäden geringer, da immer eine frische Koppel zugeteilt wird und die Besatzzeit kurz ist.

Nach dem Mittagessen aus dem Rucksack, Kaffee und einem feinen Dessert von der Familie Aregger wurden in einer interessanten Diskussionsrunde aktuelle Themen behandelt.

Herzlichen Dank für den interessanten Einblick!

IG Weidemilch, Peter Trachsel