Muttergebundene Kälberhaltung vs. Eimertränke – ein Vergleich
Über 50 Mitglieder und interessierte trafen sich am 14. April bei sommerlichen Temperaturen auf dem Lehenhof bei der Familie Braun in Rothrist zur IG Weidemilch Frühjahrstagung.
Muttergebundene Kälberhaltung im Vergleich zur Eimertränke war das Thema und wurde von der Familie Braun und von Anet Spengler (FiBL) vorgestellt. Das FiBL hat zusammen mit anderen europäischen Forschungsinstituten mehrere Versuche betreut. Denn Muttergebundene Kälberaufzucht gibt es überall in Europa, wird teils schon immer so gemacht und hat viele verschiedene Formen der Anwendung. Dazu gehört auch die Ammenhaltung.
Präziser vorgestellt wurden die Versuchsresultate von einem Betrieb im Schwarzwald und dem Lehenhof. Gesundheitsparameter, Tageszunahmen, Eutergesundheit, Sozialverhalten und vieles mehr wurden mit einer Kontrollgruppe verglichen. Die Kälber der zwei Gruppen wurden gleich gehalten, nur das Tränkesystem war anders. Während die Kontrollgruppe mit dem Eimer zwei Mal am Tag getränkt wurde, konnten die anderen Kälber bei der Mutter trinken
Die Resultate erstaunten, da in allen Bereichen kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen festgestellt wurde. Auch die Arbeit ist bei der Muttergebundenen Aufzucht nicht weniger, da es mehr Aufwand für das Handling und die Kontrolle braucht. Der einzige deutliche Unterschied war beim Besaugen von den anderen Kälbern, dies wurde bei den Eimerkälber deutlich häufiger festgestellt.
Unterschiede zeigten sich zwischen den beiden Betrieben, sowohl bei der Eimertränke wie auch der Mutter- und Ammengebundenen Aufzucht. Entscheidend für die Kälbergesundheit ist also das Abtränken auf dem Geburtsbetrieb und ein gutes Kälbermanagement für beide Systeme.
Trotzdem ist Hans Braun überzeugt, dass es für das Kalb und die Kuh besser ist. Die Kälber kriegen sehr viel Zuwendung der Mütter und die Zellzahl ist bei den Kühen seither nochmals gesunken. Familie Braun investierte deshalb in einen neuen Stall für diese Haltung. Denn genügend Platz für alle Tiere und die Möglichkeit zur Abtrennung sind wichtig damit es funktioniert. Bei Brauns sind die Kälber zuerst bei den Müttern, danach in einer Gruppe bei Ammen tagsüber und werden in der Nacht weggesperrt. Somit können die Kühe am Morgen noch gemolken werden. Am Schluss werden die Kälber dann noch zwei Mal am Tag zu den Ammen gelassen. Die grösste Zeiteinsparung kann während der Weidezeit erzielt werden, wenn die Kälber den ganzen Tag mit den Ammen auf der Weide sind.
Die Milch kann über das Projekt „retour au sources“ an Aldi verkauft werden. Die Ochsen gehen nach dem Abtränken auf einen Weidemastbetrieb für das Label „Bio Weiderind“. Produzenten für beide Kanäle sind gesucht, wer Interesse hat kann sich direkt bei Hans Braun melden.
Nach einem Mittagessen aus dem Rucksack und einem feinen Apfelstreuselkuchen von der Familie Braun ging es auf den Betriebsrundgang, wobei interessante Diskussionen über Weidegenetik und Weideführung nicht fehlten.