Jungviehaufzucht

Intensive Jungviehaufzucht unter Vollweidebedingungen

Ignaz Aregger

Dass die Rinder mit 24 Monaten abkalben können, haben uns intensive Hochleistungsbetriebe schon lange bewiesen. Mit geeigneter Genetik und TMR Fütterung wiegen die Rinder im Alter von 24 Monaten 600 kg und weisen in der ersten Laktation bereits eine hohe Milchleistung auf.
Die Frage ist aber: Wie erreiche ich dasselbe Ziel in der Low-cost Strategie mit einem hohen Weideanteil?

Auch hier gilt: wenig Milch und viel Kraftfutter. Die Aufzuchtkälber sollten nur 6 – 8 Wochen Milch erhalten, wobei sie die ersten 14 Tage mit den Tränkekälbern zusammen sein können und ad libitum getränkt werden. Nach ca. 14 Tagen sollten sie separat in eine neue Gruppe gewechselt werden, die nur aus Aufzuchtkälbern besteht. Ab diesem Tag sollte die Milch auf 5 L pro Tag reduziert werden und Kraftfutter zur freien Verfügung bereitgestellt werden. Nach weiteren 3 Wochen kann dann auf 1 bis 2 L pro Tag reduziert werden.

In der 3. Lebenswoche sollten die Kälber vom Nuggi auf Eimer-Tränke umgewöhnt werden, das hat den Vorteil, dass sie früher Wasser trinken können. Wasser ist sehr wichtig, denn über die kleine Milchmenge wird viel zuwenig Flüssigkeit aufgenommen. Zudem spielt Wasser eine wichtige Rolle bei der Verdauung von Kraftfutter und Heu im Pansen. Sobald die Kälber in der neuen Gruppe sind, sollten sie an das Kraftfutter gewöhnt werden. Es lohnt sich, wenn man gleich nach dem Tränken, wenn sie im Selbstfanggitter eingesperrt sind, das Kraftfutter ins Maul gibt. So fressen sie viel früher und grössere Mengen Kraftfutter.

Ab Mitte Mai, im Alter von 2 – 3 Monaten, können die Kälber auf die Weide umgestellt werden. Am besten eignet sich eine Kurzrasenweide, wo kurz vorher das Futter wegkonserviert wurde. Es sollte auch bei den Aufzuchtkälbern auf eine langsame Umstellung von Heu auf Gras stattfinden. Es ist ratsam die Kälber die ersten 10 Tage über Nacht in den Stall zu nehmen, wo sie auch weiterhin Heu und Kraftfutter bekommen. Vom Juni bis September können die Aufzuchtkälber dann problemlos 24 Stunden am Tag und ohne Heu und Kraftfutter auf der Weide gehalten werden. Wichtig ist nur, dass ein sehr guter Grasbestand vorhanden ist und zwischendurch überständiges Futter abgeräumt wird. Weiter darf das Entwurmen nicht vergessen werden. Am Besten eignen sich Boli, die etwa 3 – 4 Wochen nach dem ersten Austrieb verabreicht werden.

Ab Mitte Oktober, sobald das Wetter nass und kalt wird, werden die Kälber eingestellt und es beginnt eine intensive Winterfütterung. Zu diesem Zeitpunkt weisen die Kälber schon eine gute Flankentiefe mit grossem Pansenvolumen auf, sie sind aber über dem Rücken etwas zuwenig gedeckt. Es gilt jetzt, die nächsten 6 Monate als Kompensationsfütterung zu nutzen. Es reicht, wenn bestes Heu und Emd vorgelegt wird und dazu 1 – 1 ½ kg Sojaextraktionsschrot pro Tag und Tier in zwei Gaben verabreicht wird. Eine eiweissreiche Ration ist in dieser Phase wichtig, wird doch in das Wachstum und den Muskelaufbau investiert.

Anfangs April, mit ca. 13 Monaten, sind die Tiere sehr gut entwickelt und wiegen etwa 350 kg und sind dann über die Rückenpartie auch gut gedeckt. Die Rinder können nun in ihre zweite Vollweide-Saison und werden im Mai besamt. Im zweiten Sommer sind die Rinder nicht mehr auf beste Grasbestände angewiesen und können somit auch auf etwas schlechtere Weiden getrieben werden. Im November beginnt dann die zweite Winterfütterung, wo Heu und Emd vorgelegt wird. Dazu kommt dann noch ein energiereiches Kraftfutter, z.B. Weizen gemahlen, etwa 2 – 2 ½ kg. Somit erreichen die Rinder bis Mitte Februar, wenn sie dann mit ca. 24 Monaten abkalben, ein Körpergewicht von 500 kg, was ausreicht. Das endgültige Gewicht von 600 kg wird erst in der 2. Laktation erreicht. Die Rinder wiegen mit 24 Monaten 100 kg weniger als Rinder mit intensiver Stallfütterung in Hochleistungsbetrieben, die Aufzucht ist aber kostengünstiger und die Rinder sind sich erst noch gewohnt Weidegras zu fressen.

2 Gedanken zu „Jungviehaufzucht

    1. Adrian Stohler

      Hallo Klaus
      Wasser wird den Kälbern ab der Geburt zur freien Verfügung angeboten. (Das ist in der Schweiz so auch Vorschrift.) Kraftfutter zur freien Verfügung kann tatsächlich problematisch sein - sofern es gefressen wird. Es gibt Untersuchungen, welche zeigen, dass Kraftfutter zur freien Verfügung und dadurch grosse Kraftfuttermengen zur Schädigung des Pansen führen kann. Unsere Erfahrungen auf dem eigenen Betrieb zeigen aber, dass das angebotene Dürrfutter viel lieber gefressen wird. Aktuell fressen unsere 14 Kälber im Alter von 6-10 Wochen alle zusammen etwa 3-4 kg Kraftfutter pro Tag obwohl es zur freien Verfügung steht.

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